„Das war ‘ne harte Nummer“: Wenn Matthias Reim an das Jahr 2015 zurückdenkt, muss selbst der Kultkünstler und Vollgassänger schlucken – 1.500 Konzerte während seiner Karriere hin oder. Es sei das „Schicksalsjahr“ des 66-Jährigen gewesen, heißt es in der ARD-Dokumentation „Matthias Reim – Mein Leben ist Rock’n’Roll“ (ab sofort in der ARD Mediathek).
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„Innerhalb von Tagen hat er immer mehr abgebaut, er ist wahnsinnig dünn geworden. Es war schon dramatisch“, schildert auch Reims vierte Ehefrau Christin in dem 45-minütigen Film mit Tränen in den Augen.
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Matthias Reim hat sich für seine Berühmtheit „geschämt“
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Mit einer schweren Herzmuskelentzündung landete der Chartstürmer damals im Krankenhaus. Was folgte, waren fünf Monate Behandlung im Krankenhaus und die große Ungewissheit, ob der Sänger jemals wieder auf einer Bühne stehen könne. „Das ist hart“, ringt Frau Christin in der Doku mit ihren Emotionen. Sohn Julian Reim fügt an: „Keiner von uns wusste, was passiert.“
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Doch dank eines eisernen Willens, einem Fitnessstudio daheim und einem strikten Trainingsplan gelang Reim die Rückkehr auf die Bühne. „Er ist aufgestanden, und er steht wieder. Davor habe ich einen Heidenrespekt!“, betont Christin Stark.
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Es ist nicht das erste Mal, dass Reim ein großes Comeback in seinem Leben glückte. Nach dem Riesenerfolg mit „Verdammt, ich lieb’ dich“ 1990 stürmte der Künstler die Charts, wurde zum gefeierten Star der Wendezeit. Mit seiner ersten Ehefrau Mago wanderte er kurzerhand nach Florida aus. „Ich war nicht der Typ, Popstar zu sein“, erinnert sich der heute 66-Jährige in der Dokumentation zurück.
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Wenn Groupies seinen Namen geschrien hätten, habe er sich „so geschämt“. In den USA pflegte Reim dann einen ausufernden Lebensstil, kaufte sich unter anderem ein Boot: „Ich stand da oben wie der König der Welt. Da ging das los, dass ich ein bisschen durchgedreht bin.“
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Doch die Realität holte den Shootingstar damals rasch ein. Erst ging die Ehe mit Mago in die Brüche, dann blieb der künstlerische Erfolg aus (“Ende der 1990er-Jahre hing ich tot über dem Zaun“) und schließlich folgte der finanzielle Ruin, nachdem Reims Manager dank Generalvollmacht Millionen in Immobilienspekulationen versenkt hatte. „Dann stand ich da – erfolglos, komplett verschuldet“, erinnert sich Reim an das „Desaster“ zurück.
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Dass den Sänger doch noch eine große Karrierewende erwartete, hat er zwei Männern zu verdanken. Einerseits brachte Manager Dieter Weidenfeld (“Matthias war damals völlig am Boden“) Reims Karriere wieder in die Spur, andererseits rettete sein Bruder Christoph ihm die finanzielle Existenz – mit einem Darlehen von 500.000 Euro. „Als es darum ging, wirklich viel Geld in die Hand zu nehmen und mich aus der Scheiße zu holen, hat er nicht mit der Wimper gezuckt“, erklärt Matthias Reim.
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Matthias Reim spricht über die „Krankheit“ Lampenfieber
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Heute lebt Matthias Reim längst wieder sein Leben als Starsänger. „Das Gefühl, wenn ich auf die Bühne gehe, ist der Grund, warum ich das mache“, schwärmt der Schlagerheld über ein „Glücks- und Machtgefühl“. Wie „ein Zündschlüssel“ sei das – obwohl Reim trotz seiner jahrzentenlangen Erfahrung noch immer an großem Lampenfieber leide. „Lampenfieber ist wie eine Krankheit. Dir wird schwindlig, du kriegst Bluthochdruckschübe. Du hast das Gefühl, du fällst gleich um“, schildert er seine Symptome.
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Matthias Reim ist inzwischen siebenfacher Vater
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Trotzdem: Ein Leben als Normalo, das macht der 45-minütige Film deutlich, wäre nichts für Reim. „Du fühlst dich plötzlich so überflüssig, wie ein Nichtsnutz“, erklärt er, dass er nach Konzerten regelmäßig „in ein Loch“ falle.
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Doch am Familienalltag kommt er nicht vorbei, erst recht nicht, seit 2022 mit Zoe Kind Nummer sieben zur Welt kam. Nur widerwillig gehe er dann „zum Edeka Windeln holen“, räumt Reim ein. „Männerjobs“ wie der Gang zum Baumarkt oder Reparaturen im Haus seien ihm da schon lieber.
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Auch Reims ältere Kinder, besonders Sohn Julian, der seinen Vater auf Tour begleitet, nehmen viel Spielraum in der ARD-Dokumentation ein. „Wir sind durch diese Tour beste Freunde geworden“, freut sich Julian. Dabei sei das Verhältnis nicht immer einfach gewesen.
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Erst mit 16 Jahren sei der „Rabauke“ zu Papa Matthias gezogen, erinnern sich die beiden. Nach anfänglichen Anpassungsproblemen sei die Musik der Kitt zwischen den Reims gewesen. Heute gehört Julian als Backgroundsänger sogar zu Matthias Reims Band. (tsch)