Wir kennen die Bilder aus Science-Fiction-Filmen: Nach mehreren Monaten oder sogar Jahren künstlichen Schlafs steigen Astronauten aus futuristischen Glasbehältern und machen sich ausgeruht an die Arbeit. Ist das wirklich nur Science-Fiction? Nein! Tatsächlich arbeiten Forscher genau an diesem Ziel: eine Art Winterschlaf für Menschen.
BILD erklärt den Stand der Forschung.
Aus der Tierwelt kennen wir das: Fledermäuse, Hamster und Murmeltiere halten Winterschlaf. Aber geht das auch beim Menschen?
Der Zellbiologe Prof. Jürgen Bereiter-Hahn (Uni Frankfurt) beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema, organisiert Diskussionen internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Er sagt zu BILD: „Wir gehen davon aus, dass es prinzipiell möglich ist.“
Braunbären sind das Vorbild
Beim Winterschlaf senken die Tiere ihre Körpertemperatur drastisch ab. Beim Menschen geht das nicht. Prof. Bereiter-Hahn: „Wir Menschen können nur bis zu einer Körpertemperatur von 32 Grad überleben. Geringere Temperaturen führen zu massiven Herzproblemen.“ Braunbären sind ein gutes Vorbild: Sie halten monatelang Winterschlaf, und ihre Körpertemperatur wird von 37 Grad auf nur 32 Grad Celsius abgesenkt.
Menschen überlebten schlafend in Eiseskälte
Tatsächlich gibt es Berichte von Menschen, die in Extrembedingungen überlebt haben: Bergsteiger auf dem Mount Everest, die ohnmächtig geworden waren und nach Stunden wieder wach wurden. Trotz der Kälte. Oder Bauern in Sibirien, die in Eiseskälte wochenlang in Ruhe gefallen sind und überleben. Das Problem nur: Es war kein Forscher vor Ort, der diese Menschen untersucht hat: Was passiert mit dem Körper in diesem Zustand?
Hier tut sich das nächste Problem auf: An aktive Versuche mit Menschen hat sich noch niemand herangetraut. Weil man an das Gehirn muss. Offenbar ein Tabuthema, obwohl in anderen medizinischen Bereich längst auch Versuche mit menschlichen Gehirnen stattfinden.
Prof. Bereiter-Hahn: „Ratten, die normalerweise keinen Winterschlaf machen, kann man in eine Art Torpor versetzen. Der nächste Schritt wären Versuche mit Schweinen, aber es ist sehr fraglich, ob solche Tierversuche in Deutschland genehmigt würden.“
Wie kann ein Winterschlaf ausgelöst werden?
Einen Torpor, so der wissenschaftliche Name für den Winterschlaf, kann man auf chemischem Weg mit Substanzen auslösen, die auf bestimmte Gehirnbereiche lokal einwirken. Oder per fokussiertem Ultraschall, der auf die Hirnareale ausgerichtet ist.
Was ist der Unterschied zwischen Koma und Torpor?
Im Koma läuft der Stoffwechsel weiter. Im Gegensatz dazu sind während des Torpors der Darm, das Immunsystem und die Muskulatur weitgehend stillgelegt, die Herzfrequenz und Atmung deutlich verringert.
Wovon könnte der Mensch im Torpor leben?
Prof. Bereiter-Hahn: „Im Torpor bleibt die Muskulatur erhalten, der Körper baut Fett ab.“ Eine Art Diät-Schlaf!
Und eine ideale Anwendung für Astronauten. [–>Leopold Summerer begleitet für die Europäische Weltraumagentur ESA die Forschungen. Er sagt zu BILD: „Für uns ist es interessant zu verstehen, was der Körper macht. Schließlich sollen Astronauten bald gesund zum Mars und wieder zurückgebracht werden. Die Reise dorthin dauert Monate. Mittlerweile verstehen wir viel über die Mechanismen, und es ist längst keine Science-Fiction mehr.“
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