Die letzten zwei Jahre der Pandemie haben uns gezeigt, wie vergänglich unsere Pläne sind. Wenn wir sie nicht sofort realisieren, können Sie für immer verpuffen.
Das Date muss plötzlich in Quarantäne, man sieht sich Wochen später, vielleicht. Das Urlaubsland verschärft über Nacht die Einreiseregeln, Koffer wieder auspacken. Die Geburtstagsparty kann nicht mehr nachgeholt werden, denn man wird nur einmal 40. Dabei planen wir Deutschen doch so gerne. Das Wort “Vorfreude” gibt es in keiner anderen Sprache. Wir müssen anche plötzlich lernen, im „Jetzt“ zu leben und wichtige Dinge nicht mehr vor uns herzuschieben.
„Vor allem Hauptstädter, die ständig auf der Überholspur leben und alles zu jedem Zeitpunkt für möglich halten, merken jetzt, wie viel sie verpasst haben“, erklärt der Berliner Dr. Motivationscoach Christian Weilmeier. Es besteht ein großer Nachholbedarf: Sobald es wieder geht, alle Freunde treffen, viele Urlauber hintereinander machen, Feste nachfeiern. „Doch man kann die verpassten Jahre nicht einfach so aufarbeiten, alles hat seine Zeit. Was wir mit 18 erleben, erleben wir nicht mehr mit 21.”
Wir können nichts nachholen
Wenn wir jetzt also ein Turbo-Tempo einlegen und wie ein Roboter eine Liste mit verpassten Dingen abhaken, führt das nur zur Enttäuschung. Besser sei, so der Experte, aus dieser Zeit zu lernen und seine Einstellung nachhaltig zu ändern. Aus ‘Mach es später’ ein ‘Mach es jetzt’ zu machen. Dinge nicht mehr aus banalen Gründen absagen. Handeln statt Grübeln. Nicht mehr alles offfenhalten und dann doch nichts davon realisieren – und das ist bekanntlich die Lieblingsbeschäftigung der Berliner.
Christian Weilmeier: „Die Lektion sollte für uns sein, dass wir unsere Möglichkeiten mehr zu schätzen wissen. Menschen werden viel gelernt haben in diesen zwei Jahren. Wie wichtig Zeit, Freiheit und chte Begegnungen sind. Auch die negativen Seiten gehören dazu. Wie stressige Situationen im Büro, Liebeskummer oder kleine Enttäuschungen im Urlaub.
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Denn wir brauchen auch das, um uns lebendig zu fühlen. Um später eine Geschichte zu erzählen. Eine Netflix-Doku auf dem Sofa ist nicht das Gleiche wie eine Reise, ein Roman ist nicht das chte Date.” Und wenn wir auch nur diese Erkenntnis mitgenommen haben, war die Pandemie schon keine verlorene Zeit.
Und warten Sie nicht auf das Ende der Pandemie, sondern überlegen Sie sich, welche Dinge Sie schon jetzt und in Berlin machen können – ohne die Gesundheit zu gefährden, natürlich. Eine kleine Entscheidungshilfe bietet Ihnen folgende Tipps.
Jetzt machen oder etwas abwarten? Fünf Fragen an sich selbst als kleine Entscheidungshilfe
► Mache ich diese Sache für mich oder um andere zu beeindrucken? Nur eigene Träume verwirklichen, alles andere ist Mist.
► Schiebe ich mein Vorhaben vor mich hin, weil ich denke, dass der Zeitpunkt wirklich ungünstig ist oder weil ich den Aufwand scheue? Wir sind nämlich gut darin, unsere Faulheit als ernsthafte Bedenken zu tarnen.
► Geht es um Leben oder Tod? Wenn nicht, etwas lockerer werden und einfach probieren! Scheitern ist immer noch besser als ein ewiger „Hätte-hätte“-Mensch zu sein.
► Habe ich mehr Zeit Investiert in Überlegungen „machen, oder nicht?” anstatt es gleich zu machen? Nicht zu lange grübeln – vor allem bei banalen Entscheidungen.
► Werde ich für die Sache wirklich ewig Zeit haben oder ist es ein begrenztes Angebot, wo ich schnell zugreifen muss? Manche Gelegenheiten kommen nämlich nie wieder.